Elektra

von Richard Strauss
Tragödie in einem Aufzug
Dichtung von Hugo von Hofmannsthal
in deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln
Der treue Freudianer Aldous Huxley ließ 1932 in Schöne neue Welt eine seiner Figuren Familien als Turbo-Brutkästen menschlicher Neurosen beschreiben, in dessen feucht warmem Klima man nur irre werden könne. Im Fall des Atriden-Geschlechts, dessen psychosozialen Auffälligkeiten sich Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal 1909 widmeten, gibt eine Generation der nächsten die Axt in die Hand: Klytämnestra rächt das Opfer der Tochter Iphigenie am Gatten Agamemnon, Elektra braucht den Bruder Orest zum Mord an der Mutter und deren Geliebten Aegisth, allein Schwester Chrysothemis sehnt sich nach Heim und Herd. Peter Konwitschny lässt die Kinder den Vatermord in der Badewanne mitansehen. Doch die Vergeltung wird alles andere als eine Befreiung.
Koproduktion mit Det Kongelige Teater Kopenhagen
Ort
Opernhaus
Dauer
1 Std. 50 Min ohne Pause
Uraufführung
1909 in Dresden
Altersempfehlung
ab Klasse 9
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.

Gastspiele konzertant
29. April 2024
Théâtre des Champs-Elysées, Paris

21. Mai 2024
Kölner Philharmonie
Handlung
Nach Agamemnons Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg wurde er von seiner Frau Klytämnestra und ihrem Liebhaber Aegisth im Bade erschlagen. Die beiden Töchter Elektra und Chrysothemis wurden fortan wie niedrigste Dienerinnen gehalten. Der Bruder Orest wurde als Kind nach der Bluttat vorsorglich vom Königshof entfernt.

In Mykene unterhalten sich fünf Mägde über die bedrückende und zugleich explosi­ve Situation am Hof. Die Königstochter Elektra wird von ihnen verhöhnt, weil sie sich wie ihresgleichen halten lässt. Nur die Jüngste ergreift für Elektra Partei und wird von den anderen dafür geschlagen.

Wieder beschwört Elektra die Vision der Ermordung ihres geliebten Vaters Agamemnon. Rache zu nehmen an seinen Mördern, ihrer Mutter Klytämnestra und Ae­gisth, ist ihr einziger Lebensinhalt. Sie wartet auf die Rückkehr ihres Bruders Orest.

Die jüngere Schwester Chrysothemis warnt Elektra davor, dass Klytämnestra sie ein­sperren will. Chrysothemis beschwört Elektra, sich mit den Verhältnissen zu arran­gieren und ihren Hass aufzugeben, der beide zu Gefangenen macht. Mit ihrem un­gebrochenen Willen zum Leben ist Chrysothemis der Schwester verhasst, sie weist sie von sich.

Geplagt von Alpträumen lässt Klytämnestra erneut ein Opfer bringen. Sie sucht Elektras Rat, welches Tier noch zu schlachten sei, damit sie Ruhe fände. Elektra ora­kelt über ein Menschenopfer.
Fast hat sie mit dem desolaten Zustand ihrer Mutter Mitleid; dass Klytämnestra aber Aegisth nicht aufgeben will, entfacht ihre Rachsucht umso heftiger: Klytämnestras eigenes Blut will Elektra fließen sehen. Da wird die Nachricht überbracht, dass Orest gestorben sei. Klytämnestra triumphiert.

Elektra ist entschlossen, mit Hilfe der Schwester das Werk der Rache selbst zu voll­bringen. Doch Chrysothemis entzieht sich Elektras suggestiver Verführung zur Gewalt. Elektra verflucht sie und scharrt nach dem vergrabenen Beil, der Mordwaffe. Ein Fremder erscheint; er bezeugt Elektra den Tod des Orest. Aus ihrer Verzweif­lung hört der Fremde die Stimme des gemeinsamen Blutes. Er selbst ist Orest. Die Geschwister erkennen einander.

Orest ist gekommen, die ihm auferlegte Tat zu tun: er ermordet seine Mutter. Ihr Todesschrei lässt die Mägde zusammenlaufen. Von einem Diener geholt, kommt Aegisth, um sich den Tod des Orest bestätigen zu lassen. Elektra weist ihm den Weg. Auch er wird von Orest getötet.

Chrysothemis feiert den Doppelmord als Tat ihrer Befreiung. Elektra erkennt ihre Rolle im Spiel der Gewalt und bricht zusammen. Auf Orest, dem neuen Diktator, lastet die Schuld des Muttermordes.

Trailer

Bildergalerie

„Die Inszenierung bleibt eine, die man unbedingt erlebt haben muss.“

Simone Schneider [gibt] der Chrysothemis blühende Farben und eminent klare, schöne Töne bei; Shigeo Ishino [stellt] den Orest mit präzisem Gesang genauso [dar], wie ihn Konwitschny versteht: als ziemlich willenlosen Mann, der sich passend mit dem Satz ‚Ich muss hier warten‘ einführt. Torsten Hofmann ist ein klar konturierter, überzeugend zickiger Aegisth, die Mägde sind luxuriös aus dem Ensemble besetzt, und auch die kleineren, von Sängern des Opernchors übernommenen Partien wirken exzellent.“

„Auf den alten Terror folgt der neue“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
24.01.2017
„Ungeheuer packend bringt Konwitschnys Inszenierung den Sog von Trauma, Hass, Rache und Zerstörung auf die Bühne.“

"Kühnheiten und Farbenreichtum“ von Dietholf Zerweck
Ludwigsburger Kreiszeitung
26.01.2017