Die besten Geschichten schreibt doch immer wieder der Theateralltag. Denn dass diese Vorstellung überhaupt stattfinden konnte, war wahrlich keine Selbstverständlichkeit: Nicht nur waren zwei Sänger*innen der Hauptpartien noch gesundheitlich angeschlagen und mussten sich vor Vorstellungsbeginn von Intendant Viktor Schoner als indisponiert ansagen lassen – der Sänger des Mao Tse-tung, Ks. Matthias Klink, war leider krankheitsbedingt vollständig für diese Aufführung ausgefallen.

Nun sind solche Absagen zur Erkältungszeit keine Seltenheit – doch wie die gestrige Vorstellung gerettet wurde, hatte durchaus Seltenheitswert: Nixon in China wird nicht allzu häufig an europäischen Bühnen gespielt, entsprechend rar gesät sind Tenöre, die die Partie des Mao „draufhaben“ – und ausgerechnet zur Vorstellung gestern Abend war europaweit keiner von ihnen verfügbar.

Schließlich konnte der britische Tenor Peter Hoare dafür gewonnen werden, die Partie zu singen, was nur seinem künstlerischen Wagemut zu verdanken ist – denn er hatte diese Partie weder gelernt, geschweige denn jemals auf der Bühne gesungen. Dass dieses Experiment dennoch gut gegangen ist, liegt daran, dass Peter Hoare ein ausgewiesener Experte für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts ist.

Aber der Reihe nach: Am Samstagvormittag wurde klar, dass Matthias Klink nicht würde auftreten können. Am Samstagnachmittag bereits setzte Peter Hoare sich in London ins Flugzeug, um nach Stuttgart zu reisen – und am Samstagabend hielt er zum ersten Mal den Klavierauszug von John Adams’ Nixon in China in Händen. Den Sonntag verbrachte Peter Hoare dann mit den beiden Repetitoren Stefan Schreiber und Chris Reynolds am Klavier im Opernhaus, um die Partie zu studieren. Und um 18 Uhr stand er schließlich seitlich auf der Bühne des Opernhauses, um zum ersten Mal überhaupt die Rolle des Mao Tse-tung zu singen. Mit vollem Orchester, vor knapp 1.400 Personen im Publikum.

Nicht nur dem Wagemut dieser beiden ist es zu verdanken, dass die Wiederaufnahme glücklich über die Bühne ging, sondern auch dem Einsatz vieler Kolleg*innen aus den unterschiedlichsten Gewerken: dem Künstlerischen Betriebsbüro, dem Kostüm, dem musikalischen Bereich, der Technik und noch vielen anderen!