Knusper, knusper Knäuschen

Man nehme einen Axel Ranisch, eine böse Hexe, ein paar Rumrosinen – und schon landet man bei
Hänsel und Gretel. Ein Protokoll aus der Backstube des Regisseurs.
Aufgezeichnet von Peter Praschl
Humperdincks Oper handelt bekanntlich von Backöfen, dem Verschlingen und den Gefahren des Essens. Monatelang habe ich mich darum bemüht, aus der bösen eine gute Hexe zu machen. Ich habe mir überlegt, ob sie eine Transperson sein könnte, die an der Cis-Heteronormativität der Gesellschaft leidet. Doch am Ende ging das alles nicht auf. Die Hexe bleibt auch in der neuen Inszenierung böse, tritt aber wie eine Wohltäterin auf und verteilt köstliche Drops.

In einer Welt, in der der Wald verbrannt ist und es deswegen nichts mehr zu essen gibt, greifen die Menschen beherzt zu. Und in einer Hungersnot kommt niemand auf den Gedanken, dass die feinen Süßigkeiten aus den eigenen Kindern gemacht sein könnten… Falls man wollte, ließe sich darin einiges lesen: Rettungsversprechen, diev buchstäblich über Kinderleichen gehen, trügerische Lockangebote, der Kannibalismus einer kaputten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Andererseits ist eine Operninszenierung keine soziologische Lektion, und ganz abgesehen davon muss sie ihre Geheimnisse bewahren, bis das Publikum ihrer ansichtig wird.

Meine Mutter hat weit weniger bedenkliche Drops verteilt, Weihnachtshäufchen, Florentinern ähnlich. Die waren das Werk virtuoser Improvisation: Sie wollte Kekse backen, sah nach, welche Zutaten sie in ihrem Speiseschrank hatte, und mischte sie mit jenem Feingefühl zusammen, das einem erwächst, wenn man in seinem Leben viel gebacken hat. Bis heute ist ihr Rezept nicht kodifiziert. Als ich von ihr wissen wollte, wovon ich denn nun genau wie viel brauche, lachte sie bloß und sagte, na so nach Gefühl, das merkst du dann schon. Also ist diese meine Version ein Versuch, eine Partitur zu rekonstruieren, die sie nie niedergeschrieben, sondern in ihrem Gedächtnis deponiert hat. Meine Erinnerung an diese Plätzchen ist herrlich und groß, es gab sie fast nur in der Weihnachtszeit. Und wie alle Florentinervarianten machen sie unverzüglich süchtig. Man will immer noch ein Stück mehr haben, selbst wenn man nicht mehr kann, aber dann kann man eben doch noch.

Fürs Backen und Opernschauen gilt: Achten Sie immer darauf, was drin ist! Im Fall der Weihnachtshäufchen sind es zum Beispiel, das ist meiner Mutter immens wichtig gewesen, die lange in Rum getränkten Rosinen, und zwar muss es der österreichische Strohrum sein, weil der am besten knallt. Ein bisschen verflüchtigt der sich beim Backen auch. Aber zum Glück nur ein bisschen.

Hänsel und Gretel

Feb 2024
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

So
11
14:00 – 16:15
Opernhaus
Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
Mär 2024
https://www.staatsoperstuttgart.de Staatsoper Stuttgart Oberer Schloßgarten 6, 70173 Stuttgart

Besetzung
Weihnachtshäufchen

Zutaten
250 g Butter
75 g Zucker
150 g Mehl
1 Ei
1 Prise Salz
150 g Mischung aus Orangeat,
Zitronat und getrockneten
(Soft-)Aprikosen
100 g gehackte Mandeln
100 g Rumrosinen
3 EL Kokosraspel
100 g weiße Kuvertüre

Anleitung
1 In einer großen Schüssel
die weiche Butter schaumig
schlagen. Den Zucker dazugeben
und bei mittlerer Stufe
fluffig rühren. Das Ei darüber
aufschlagen und mit mehr
Tempo beherzt vermischen.
Mehl und eine Prise Salz
hinzugeben
und alles vorsichtig
vermengen.

2 Nun die Mischung aus
Orangeat, Zitronat und Softaprikosen
(alles klein gewürfelt),
gehackten Mandeln und
Rumrosinen unterheben und
mit Kokosraspeln abbinden.
Auf Backoblaten aus der Teigmenge
Häufchen formen, die
bei 160 Grad etwa 20 bis
25 Minuten gebacken werden.

3 Weiße Kuvertüre im
Wasserbad schmelzen, über
die Plätzchen träufeln und
erkalten lassen.
Dieser Beitrag erschien in der Januar-Ausgabe des Monatsmagazins Reihe 1 der Staatstheater Stuttgart