Philippe Boesmans
Reigen
Zehnmal erschreckend banales Gerede vor und nach dem Sex. Und immer Angst, dass dieses Erlebnis nicht einzigartig sein könnte: Warst du schon einmal mit jemandem hier? … Du erinnerst mich an wen. – So? An wen denn? … War in diesen Räumen schon einmal eine andere Frau?
Der Reigen, das sind zehn mehr oder weniger erotische Treffen zwischen je einem Mann und einer Frau – wie in einem Kreistanz begegnen sich Dirne und Soldat zum »Zusammensein«, dann Soldat und Stubenmädchen, Stubenmädchen und Junger Mann, bis am Ende ein Graf wieder auf die Dirne trifft. Allen sozialen Unterschieden zum Trotz wiederholen sich Motive und Verhaltensweisen in erschreckender Weise: Man ziert sich, man hat es eilig, man macht so etwas eigentlich nicht. Und »danach« hat es plötzlich der andere eilig, wird grob oder entzieht sich mit belanglosen Sätzen. Zum Sex kommt es immer, zur Begegnung nur in Ausnahmefällen.
Schnitzler selbst verhängte ein Aufführungsverbot über seine 1920 geschriebenen Zehn Dialoge, das bis 1982 gültig war. 1993 wurde das Schauspiel von dem belgischen Komponisten Philippe Boesmans und dem Regisseur Luc Bondy zu einer Oper verarbeitet. Die raffiniert instrumentierte Musik fügt der Vorlage noch einigen Witz hinzu – oder wussten Sie, dass auch Mücken einen erotischen »Reigen« veranstalten?
Erste Pressestimmen zur Premiere gibt es hier.
Der Reigen, das sind zehn mehr oder weniger erotische Treffen zwischen je einem Mann und einer Frau – wie in einem Kreistanz begegnen sich Dirne und Soldat zum »Zusammensein«, dann Soldat und Stubenmädchen, Stubenmädchen und Junger Mann, bis am Ende ein Graf wieder auf die Dirne trifft. Allen sozialen Unterschieden zum Trotz wiederholen sich Motive und Verhaltensweisen in erschreckender Weise: Man ziert sich, man hat es eilig, man macht so etwas eigentlich nicht. Und »danach« hat es plötzlich der andere eilig, wird grob oder entzieht sich mit belanglosen Sätzen. Zum Sex kommt es immer, zur Begegnung nur in Ausnahmefällen.
Schnitzler selbst verhängte ein Aufführungsverbot über seine 1920 geschriebenen Zehn Dialoge, das bis 1982 gültig war. 1993 wurde das Schauspiel von dem belgischen Komponisten Philippe Boesmans und dem Regisseur Luc Bondy zu einer Oper verarbeitet. Die raffiniert instrumentierte Musik fügt der Vorlage noch einigen Witz hinzu – oder wussten Sie, dass auch Mücken einen erotischen »Reigen« veranstalten?
Erste Pressestimmen zur Premiere gibt es hier.
Eine Produktion der Oper Stuttgart in Kooperation mit Nico and the Navigators
Dauer
Erster Teil: ca. 1 Std. 10 Min.
Pause (nach der 5. Szene): ca. 25-30 Min.
Zweiter Teil: ca. 1 Std. 20 Min.
Erster Teil: ca. 1 Std. 10 Min.
Pause (nach der 5. Szene): ca. 25-30 Min.
Zweiter Teil: ca. 1 Std. 20 Min.
24. April 2016
24.04.2016
„Die Regisseurin Nicola Hümpel vom Berliner Musiktheaterensemble 'Nico and the Navigators' greift diese musikalische Ironie auch szenisch auf, was dem umjubelten Premierenabend eine Leichtigkeit verleiht und mehrfach lautes Lachen im Publikum provoziert.“
„Verloren im Schaumstoff" von Georg Rudiger
25.04.2016
„[Philippe Boesmans beherrscht], was vielen Gegenwartskomponisten schwer fällt: Er kann für Stimmen schreiben, was ihm die Sänger mit einer beachtlichen Ensembleleistung danken. Da lockt die Prostituierte (Lauryna Bendžiūnaitė) in gurrenden Koloraturen, während der Soldat (Daniel Kluge) eher geradlinig rezitiert. Da ergeht sich die Sängerin (Melanie Diener) in den großen Linien der Hochdramatischen, während der Graf (André Morsch) seinen unfruchtbaren Stammbaum mit Ausflügen ins Falsett illustrieren darf. Dass sie auch körpersprachlich individuell wirken, dafür hat die Regisseurin Nicola Hümpel […] gesorgt. [Sie] findet ebenso wie ihre Kostümbildnerin Teresa Vergho feine Formen, soziale Schichten in der Gegenwart zu erzählen.“
„Jeder Sex ist anders“ von Michael Stallknecht
09.05.2016
„Am Sonntagabend im Opernhaus, Schnitzlers Reigen mit Witz und Gefühl" von Mirko Weber
25.04.2016
„Sylvain Cambreling, damals auch der Uraufführungsdirigent, entlockt dem Stuttgarter Staatsorchester auch jetzt wieder die komischsten und die blühendsten Töne. (…) Wie überhaupt alle Orchestergruppen, vorneweg Schlagzeug, Klavier, Celesta (Jan Croonenbroeck) und die Streicher, immer präsent sind, es mag noch so kleinteilig und rhythmisch vertrackt werden – ein kollektives, kleines Aufmerksamkeitswunder.“
„Unmöglich, hier jemanden aus dem spielfreudigen Ensemble hervorzuheben, und gerechterweise trifft der große Beifall nach zweimal siebzig Minuten Versuchsanordnung alle nahezu gleich.“
„Mit Terzen kann man Menschen fangen“ von Mirko Weber
25.04.2016
„Komponist Boesmans bewegt nach Reigen - Premiere an Oper Stuttgart" von Ulf Mauder
25.04.2016
„Per Live-Video sind die Gesichter in Großaufnahmen zu sehen, was in diesem Fall tatsächlich mal gut passt, weil sich die durchweg sehr guten Sänger auch als vorzügliche Schauspieler entpuppen.“
„Schnitzlers Techtelmechtel in Zeiten von Dating Apps“ von Carsten Umlauf
25.04.2016
„Man töte diese Mücke!“ von Judith von Sternburg
26.04.2016
„Sylvain Cambreling erweist sich als feinfühliger Anwalt dieser prallen, wirkungsmächtigen, eminent theatertauglichen Klangräume. Lauryna Bendžiūnaitė (Dirne), Daniel Kluge (Soldat), Stine Marie Fischer (Stubenmädchen), Sebastian Kohlhepp (junger Herr) und Kora Pavelić (süßes Mädel) singen und spielen großartig. Besonders beeindruckend sind Rebecca von Lipinski (junge Frau), Shigeo Ishino (Gatte), und Matthias Klink (Dichter). Melanie Diener ist als hysterisch-eitle Sängerin eine Wucht ebenso wie André Morsch als neurotischer Graf. In Nicola Hümpels einfallsreicher Inszenierung begegnet Sigmund Freuds Wien der Cyber-Gegenwart. Kunstvoll konstruierte Engführungen von Szene und Video schaffen vielfache Perspektiven. Personenführung und Mimik sind minutiös einstudiert. Als Pendant zum Reigen der Paarungen dient die Drehbühne mit vorüberfahrenden Zwischenwänden. Auf der Kippe zwischen existenziellem Ernst, grotesker Verfremdung und feiner Komik bleibt alles eng an Boesmans wundervoller Musik.“
„Philippe Boesmans’ Schnitzler-Oper ‚Reigen‘ an der Staatsoper Stuttgart ist ein Volltreffer“ von Werner Müller-Grimmel
26.04.2016
„Das ist ziemlich viel Oper: überragend gespielt vom Staatsorchester unter der Leitung Sylvain Cambrelings. Der war schon der Uraufführungsdirigent, spielte das Werk auch in seiner Zeit als Frankfurter Opernchef und kennt jede Nuance, jede Stimmungslage, jeden Effekt. Eine sehr klangplastische, pointierte Premiere war das. Großer Applaus - auch für den sich verbeugenden, sehr gerührten 79-jährigen Komponisten Boesmans.“
„Bestens aufgelegt agierte das Stuttgarter Ensemble: darunter Rebecca von Lipinski als die junge Frau, Kora Pavelic als herrlich glupschäugig-naives süßes Mädel und Matthias Klink als grotesk triebgesteuerter Dichter. Und Melanie Diener gibt emphatisch die Primadonna.“
„Regisseurin Nicola Hümpel und ihr Team zeigen den Reigen stylish designed und auch ein bisschen trashig aufgepeppt im Handy-Zeitalter. Keine Schocker-Inszenierung, kein Opern-Porno, sondern ein ernstes Lust-Spiel.“
„Potente Oper“ von Jürgen Kanold
26.04.2016
„Erotischer Reigen: Nico and The Navigators inszenieren Philippe Boesmans Oper" von Jörn Florian Fuchs
24.04.2016
„Reigen an der Oper Stuttgart. Man töte diese Mücke!“ von Susanne Benda
25.04.2016
„Hoppla, Sex und Video, das geht auch in höchster Güte“ von Christa Dietrich
26.04.2016
„Karusell gescheiterter Annäherung“ von Armin Knauer
10.05.2016