Götter­dämmerung

von Richard Wagner
Dritter Tag des Bühnenfestspiels Der Ring des Nibelungen in einem Vorspiel und drei Aufzügen
Dichtung vom Komponisten
in deutscher Sprache mit deutschen und englischen Übertiteln
Der Blick auf die Welt ist zersplittert. Selbst die Nornen, die dafür sorgen, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sinnvoll und richtig ineinandergreifen, können die einzelnen Bruchstücke nicht mehr zusammenbringen. Die Wahrheit zerfällt zu Beginn der Götterdämmerung in Versionen. Im vierten Teil des multiperspektivischen Ring des Nibelungen an der Staatsoper Stuttgart gehen Regisseur Marco Štorman und Generalmusikdirektor Cornelius Meister den verschiedenen Erzählungen nach, aus denen sich die Götterdämmerung zusammensetzt, und bringen den Ring damit ans Ende – und den Anfang.
Ort
Opernhaus
Dauer
I. Aufzug: ca. 2 Std.
- Pause: ca. 40 Min.
II. Aufzug: ca. 1 Std. 10 Min.
- Pause: ca. 40 Min.
III. Aufzug: ca. 1 Std. 20 Min.
Uraufführung
1876 in Bayreuth

Premiere dieser Produktion
29. Januar 2023

Altersempfehlung
ab Klasse 10
45 Minuten vor Vorstellungsbeginn findet eine Einführung im Foyer I. Rang statt.
Das Stück in Kürze
Wie Jossi Wieler und Sergio Morabito am Ende ihrer Siegfried-Inszenierung das Licht genau in dem Moment ausmachen, in dem der Titelheld voll Tatendrang aus Brünnhildes Kleiderschrank in ihr Bett springt, macht Richard Wagner das Licht in der Götterdämmerung wieder an, als Brünnhilde ihn ebenso aus dem gemeinsamen Liebesglück entlässt: „Zu neuen Taten, teurer Helde“, drängt sie ihn. Also zieht Siegfried aus und landet am Hof der Gibichungen, wo er, reich an Kraft, arm an Durchblick, einer von Alberichs Sohn Hagen perfide ersonnenen Zaubertrank-Intrige zum Opfer fällt, an deren Ende er gemeuchelt wird. Brünnhilde, die von Siegfried – schuldlos schuldig – betrogen wurde, nimmt das zum Anlass, mit der ganzen Welt, so wie sie ist, Schluss zu machen. Zumindest mit dem von Wotan lange vor Alberichs Rheingoldraub etablierten System aus Lug und Trug.
Handlung
Vorspiel
Die drei Nornen versuchen, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer Erzählung zu ordnen. Sie erinnern daran, dass sich Wotan einen Ast aus der Weltesche brach, um ihn zum Schaft seines Speeres zu machen. Infolgedessen sei die Esche verdorrt und der Quell der Weisheit versiegt. So scheitert ihr Versuch, die Bilder des Mythos zum Faden einer Geschichte zu spinnen. Als sie erzählen wollen, wie Alberich das Rheingold stahl und zu einem Ring schmiedete, reißt er endgültig ab: das Ende ewigen Wissens. Brünnhilde schickt Siegfried, nachdem sie ihm das Versprechen abnimmt, ihre Geschichte nicht zu vergessen, als ihren Helden in die Welt. Siegfried erzählt ihr, wie er den Ring erbeutet habe, den er ihr zum Zeichen seiner Liebe überlässt. Zum Abschied gibt sie ihm ihr Pferd Grane mit auf den Weg.

1. Aufzug
Hagen erzählt seinen Halbgeschwistern Gunther und Gutrune, wie Siegfried den Nibelungenschatz erbeutet habe und dass Brünnhilde auf einem von Flammen umringten Felsen gefangen sei. Um es Gutrune leicht zu machen, Siegfried für sich einzunehmen, könne durch einen Vergessenstrank jegliches Bild des Weiblichen aus seiner Erinnerung ausgelöscht werden. Wenn Siegfried Gutrune zur Frau gewinnen wolle, müsse er sich überzeugen lassen, durch das Feuer zu gehen und Brünnhilde als Gunthers Braut zu erobern. Plötzlich erscheint Siegfried. Hagen klärt ihn über die Fähigkeiten des Tarnhelms auf, den Siegfried mit dem Ring erbeutete: Er ermöglicht es, jede Gestalt anzunehmen. Die Geschwister sind von Hagens Erzählung überzeugt und Gutrune reicht Siegfried den Trank. Kaum hat er den Becher geleert, erklärt er sich einverstanden.

In Erinnerung versunken, betrachtet Brünnhilde den Ring, als Waltraute eintrifft. Die Walkürenschwester erzählt die Geschichte ihres Vaters Wotan: Er habe die Scheite der gefällten Weltesche um die Götterburg Walhall aufschichten lassen und erwarte der Götter Ende. Waltraute fleht Brünnhilde an, den Ring den Rheintöchtern zurückzugeben. Doch Brünnhilde hält am Bild von Siegfrieds Liebe fest und schickt Waltraute davon. Als ein Horn erklingt, glaubt Brünnhilde, Siegfried kehre zurück. Doch der eintreffende Mann gleicht nicht dem Bild ihrer Erinnerung. Als sie fragt, wer er sei, erhält sie zur Antwort: „Ein Gichichung bin ich, und Gunther heisst der Held, dem Frau, du folgen soll’st.“ Sie hofft, sich durch die Macht des Rings schützen zu können, doch der Eindringling entreißt ihn ihr. Dann erhebt er Anspruch auch sie in Besitz zu nehmen. „Zitternd und wankenden Schrittes geht sie in das Gemach“.
2. Aufzug
Hagen scheint in Schlaf versunken. Die Stimme seines Vaters Alberich rät, Siegfried aus dem Weg zu räumen, um den Ring zu erlangen. Siegfried erscheint und berichtet von der erfolgreichen Eroberung Brünnhildes. Gutrune befragt ihn prüfend, aber er zerstreut den Verdacht, dass er sich mit Brünnhilde eingelassen habe. Hagen ruft die Mannen mit Waffen zum Kampf, um ihnen dann zu eröffnen, dass eine Doppelhochzeit anstehe. Als Gunther mit Brünnhilde empfangen wird, vermag sie nicht zu fassen, dass Siegfried mit Gutrune vermählt werden soll. Sie erkennt den ihr entrissenen Ring an Siegfrieds Hand und erklärt: Nicht Gunther, sondern Siegfried sei sie vermählt! Der streitet ab und schwört einen Eid auf Hagens Speerspitze. Brünnhilde bezichtigt ihn des Meineids. Hagen bietet sich Brünnhilde als Rächer und entlockt ihr das Wissen um Siegfrieds Verwundbarkeit. Daraufhin überzeugt er Gunther, dass nur Siegfrieds Tod die Ehre des Gibichungengeschlechts retten könne.

3. Aufzug
Auf der Jagd trifft Siegfried die Rheintöchter. Als sie den Ring fordern, ist er nicht bereit, ihn herauszugeben. Daraufhin sagen sie ihm voraus, dass er noch heute den Tod finden soll. Doch er glaubt den Wasserfrauen nicht. Gunther und Hagen treffen mit ihrem Gefolge ein. Siegfried erzählt die Geschichte von seiner Begegnung mit dem Waldvogel. Hagen unterbricht ihn, um seine Erinnerung durch einen Trank zu erfrischen. Da steigen die Bilder seiner ersten Begegnung mit Brünnhilde in ihm auf und er erzählt von ihrem ersten Kuss. Hagen stößt ihm seinen Speer in den Rücken, denn nun sei klar, dass Siegfried gelogen habe, als er den Eid ablegte. Siegfried sieht Brünnhildes Bild wieder klar vor sich. Gutrune erwartet unruhig Siegfrieds Rückkehr, als Hagen und Gunther eintreffen. Hagen stellt Siegfrieds Tod als Rache des Meineids dar und fordert den Ring als Lohn. Brünnhilde nimmt den Ring an sich und befiehlt einen Scheiterhaufen zu errichten, auf welchem sie mit Siegfried und Grane verbrannt werden will. Ein letztes Mal blickt sie auf ihre Geschichte zurück. Im spiegelnden Wasser: der Ring.
Libretto
Den gesamten deutschen Text der Götterdämmerung finden Sie hier:

Audio-Einführung

Trailer

Einführung mit Cornelius Meister

Bildergalerie

„Ein szenisch hochspannender, abwechslungsreicher Abend.“
SWR 2
Bernd Künzig, 30.01.2023
„Patrick Zielke ist wahrhaft das Ereignis des Abends.“
SWR 2
Bernd Künzig, 30.01.2023
„Das glänzend einstudierte, in allen Gruppen homogen musizierende Staatsorchester – ein Sonderlob der Klarinettengruppe! – war in Höchstform.“
Opernwelt
Uwe Schweikert, 01.03.2023
„Fulminant die Dynamik und Transparenz, mit der Dirigent Cornelius Meister und das Staatsorchester den „Ring“ runden. Ausdruck bedeutet hier nicht Überdruck, sondern erregende Balance von Struktur und Farbe. Hier kündigt sich eine neue Wagner-Sicht an – die Emphase der Klarheit.“
Stuttgarter Zeitung
Martin Mezger, 30.01.2023
„Christiane Libor gelingt es als Brünnhilde, mit strahlkräftigen Spitzentönen das Seelenleben dieser Figur eindringlich zu beschreiben.“
onlinemerker
Alexander Walther, 30.01.2023
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