Opern-Navigator
Welche Oper passt zu mir? Ein kleiner Guide durch die Spielplan-Welten der Staatsoper Stuttgart
Endlich mal (wieder) in die Oper gehen? Bitte gern! Nur: Welche Oper passt eigentlich zu mir? Soll’s romantisch sein? Oder mögen Sie lieber Action auf der Bühne? Oder will gleich die ganze Familie mitkommen? Für alle, die es gern gut sortiert mögen, haben wir hier das Repertoire dieser Opernsaison in Listen eingeteilt – ohne Gewähr, aber immer mit Augenzwinkern!
Rotz und Wasser
Für alle, die es gerne romantisch mögen
Werther
Katja Kabanova
Rusalka
Im Gegensatz zu Disneys Arielle endet Dvořáks Rusalka tragisch: Angestachelt von der Skepsis der Hofgesellschaft, wendet sich der Prinz von der menschgewordenen Nixe Rusalka ab, die daraufhin als Irrlicht herumgeistern muss. Seine Reue kommt zu spät, als Erlösung bleibt nur ein Kuss, der ihm den Tod bringt. Wer bei diesem Ende nicht gerührt ist, hat kein Herz!
Die Walküre
Eine so zarte wie leidenschaftliche Liebe, die jäh durch den Tod beendet wird. Eine kriselnde Ehe. Und ein in die Enge getriebener Gott, der zunächst seinen eigenen Sohn opfern und sich dann für immer von seiner Lieblingstochter verabschieden muss. Wagners Die Walküre ist jenseits des martialischen Walkürenritts ein Werk voller Liebe und Abschied – und spätestens bei Siegmund und Sieglindes Liebesduett bleibt kein Auge trocken.
Schalk im Nacken
Für alle, die es heiter und vergnügt mögen
Platée
Il barbiere di Siviglia
La Cenerentola
Falstaff
L’elisir d’amore
Actionheld*innen
Für alle, die Fäuste fliegen und Köpfe
rollen sehen wollen
Das Rheingold
Raub und Betrug, Täuschung und Mord: Bereits im ersten Teil von Wagners Ring des Nibelungen geht es ordentlich zur Sache, was die kriminelle Energie der handelnden Personen betrifft. Alle wollen sie den allmächtigen, aber verfluchten Ring! Wir reisen vom Grund des Rheins zu den höchsten Höhen der Götterburg Walhall ins unterirdische Nibelheim – und wieder zurück. Regisseur Stephan Kimmig zeigt Das Rheingold als traurig-groteskes Endzeitspiel.
Siegfried
Er ist ein furchtloser Rowdy, der, kaum von zu Hause ausgezogen, bereits zwei Leben auf dem Gewissen hat. Am Ende jedoch fürchtet er sich dennoch – vor einer Frau, die seine Tante Brünnhilde ist und seine Geliebte werden wird. Dirigiert von Cornelius Meister, ist die legendäre Siegfried-Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito in einer Neueinstudierung nun Teil des neuen Rings.
Don Giovanni
Katja Kabanova
Blut und Tränen
Für alle, die es aufwühlend und
dramatisch mögen
Götterdämmerung
Ein Ende, das auch einen Neuanfang in sich trägt: In der letzten halben Stunde von Wagners Ring des Nibelungen wird Siegfried ermordet, die Götterwelt brennt zu Schutt und Asche, und Brünnhilde reitet mit ihrem Pferd in die Flammen – die Rheintöchter jedoch erhalten endlich den Allmacht schenkenden, aber ansonsten verheerende Wirkung zeigenden Ring zurück. Das Finale von Wagners Ring hat es in sich!
Carmen
Werther
Der berühmteste Selbstmord der deutschen Literatur, eingekleidet in Musik von unübertroffener emotionaler Wucht: Jules Massenets Werther vergegenwärtigt Goethes Geschichte von zwei Menschen im Ausnahmezustand – und die Inszenierung von Felix Rothenhäusler rückt die Sänger*innen so nah ans Publikum wie kaum eine Inszenierung davor. Ganz große Gefühle – bis in den Tod!
Johannes-Passion
In Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion spaltet die Frage nach der Herkunft Jesu eine ganze Gruppe: In den herzerschütternden musikalischen Andachtsbildern vertiefen sich die einen in die menschlichen Dimensionen des Leidens Jesu, finden darin Trost und Stärke. Andere zweifeln an seinem göttlichen Ursprung, verlieren ihre Empathie, klagen an und toben. So lenkt das Werk den Blick darauf, wie wir als Gesellschaft leben, und mit unterschiedlichen Haltungen innerhalb unserer Gemeinschaft umgehen wollen.
Tosca
Evergreens
Für alle, die große Klassiker wollen
Der Ring des Nibelungen
Der Ring des Nibelungen ist mit seinen 16 Stunden Spieldauer an vier Abenden eins der gewaltigsten Werke der gesamten Opernliteratur – und in den beiden zyklischen Aufführungen sicherlich einer der wichtigsten Termine in der Opernsaison 2022/23! Erleben Sie Richard Wagners Opus magnum unter der musikalischen Leitung von Cornelius Meister – und inszeniert von sechs verschiedenen Regieteams!
Don Giovanni
Als „die Oper aller Opern“ bezeichnete der Schriftsteller und Komponist E.T.A. Hoffmann den Don Giovanni, und so wie er sehen das auch viele andere Mozart-Verehrer*innen: Das „heitere Drama“ birgt all das in sich, was eine gute Oper ausmacht: Sex and Crime, Liebe und Verzweiflung, Situationskomik und am Ende sogar eine veritable Höllenfahrt. Wahrlich ein Evergreen auf unserem Spielplan!
Hänsel und Gretel
Carmen
Le nozze di Figaro
Susanna und Figaro wollen heiraten. Das wäre nicht weiter der Rede wert, wenn der Graf Almaviva, von dessen Zustimmung der Ehevollzug der beiden abhängig ist, nicht selbst ein Auge auf Susanna geworfen hätte. Die Protagonist*innen verstricken sich immer mehr in Geheimnisse, Rollentausch und Verwirrung, bis am Ende sogar spontan eine Doppelhochzeit gefeiert wird. Ein „toller Tag“ voller überraschender Wendungen!
Groß und Klein
Für die ganze Familie
Der Räuber Hotzenplotz
La Cenerentola
Il barbiere di Siviglia
L’elisir d’amore
Hänsel und Gretel
Arthouse
Für Freund*innen diskursiver Komplexität
Der Klang der Offenbarung des Göttlichen
Ein bildmächtiger Abend zwischen Konzert, Theater und bildender Kunst: Während der Orchestergraben mit Soli, groß besetztem Orchester und Chor gefüllt ist, stehen an diesem Abend keine Darsteller*innen auf der Bühne – dafür gibt es hypnotisch schöne Bühnenbilder zu sehen, die den Klang der Offenbarung des Göttlichen zum Leben zu erwecken suchen. Es bleibt als Essenz: ein Gefühl.
Quälend süße Einsamkeit
Arthouse-Kino in der Oper: Quälend süße Einsamkeit sind sechs Kurzfilme, die während des Corona-Frühjahrs 2020 mit dem Stuttgarter Ensemble entstanden sind, an verschiedenen Orten der Stadt vom Rollfeld des Flughafens über den verwaisten Gerichtssaal bis hin zum Fußballstadion. Zweimal zeigen wir diese ergreifenden Filme mit der berückend schönen Musik der Renaissance und des Frühbarock nun nochmals im Opernhaus!
Das Lied von der Erde
Jelinek trifft Mahler: Eine ungewöhnliche, aber umso zwingendere Kombination aus Prosa und Musik, aus Schauspiel und Oper, aus Science Fiction und Spätromantik: „Dunkel ist das Leben, ist der Tod“ heißt es in Mahlers Liedzyklus, und diese Todesnähe findet sich auch im Text Die Bienenkönige der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Ganz besonders macht diesen Abend nicht zuletzt Arnold Schönbergs farbenreiche und fein gearbeitete Adaption von Mahlers groß besetztem Werk für Kammerorchester.
Saint François d’Assise
Die Walküre
Eine Oper, drei Blickwinkel: Jeder Aufzug von Wagners zweitem Ring-Teil wurde von einem anderen Regieteam in Szene gesetzt – drei unterschiedliche Perspektiven auf die vielschichtigen Fragen nach Liebe und Macht, Familie und Zerfall. Mit Miniaturfiguren in Live-Projektion, der Magie des Lichts und einer farbgewaltigen Choreografie der Bühnenmaschinerie, die Götter- und Menschenwelt gänzlich aus den Fugen geraten lässt.
Sammlerstücke
Für alle, die Raritäten suchen
Saint François d’Assise
Gefährliche Operette
Platée
Schräge Vögel
Ein „Stuttgarter Straßenoratorium“ an verschiedenen Orten im Stadtraum: Bereits Nesenbach im Sommer 2021 war ein überraschendes, irritierendes, v.a. aber beglückendes musiktheatrales Erlebnis. Im zweiten Teil ihrer Stuttgart-Trilogie beschäftigen sich die Komponistin Susanne Hinkelbein und der Bürger*innen-Chor mit den schrägen Vögeln der Stadt und machen einen Rundflug über Stuttgart.
Johannes-Passion